Die deutschen Segler Erik Heil und Thomas Ploessel. © Witters Foto: Tim Groothuis

Segeln

Segler Heil/Plößel greifen sich Bronze

Es ist die erste deutsche Segel-Medaille seit acht Jahren: Erik Heil und Thomas Plößel haben sich im 49er nach 16 Wettfahrten und einem dramatischen Schlusstag noch Bronze gesichert.

Ein vermasselter Start kostete Erik Heil und Thomas Plößel Segel-Silber, doch mit Bronze bewahrte die 49er-Crew das deutsche Team vor der Rio-Nullnummer. Unter dem Zuckerhut waren die Europameister von 2014 am Donnerstag (18.08.16) im Glück. Sie belohnten sich für eine starke Olympia-Woche und bescherten den deutschen Seglern das erste Edelmetall seit acht Jahren. "Am Ende des Tages ist die Farbe der Medaille egal", sagte Plößel.

"Wir haben den Start versaut", meinte Heil, betonte aber auch: "Die Australier haben es verdient." Gemeint waren die Silbermedaillen-Gewinner Nathan Outteridge und Iain Jensen.

Goldmedaille außer Reichweite

Die Sunnyboys aus Kiel waren als Zweite in das Finalrennen gestartet. Die Goldmedaille war da aber schon außer Reichweite, die Neuseeländer Peter Burling und Blair Tuke brachten sie sicher nach Hause. Der Vorsprung von Heil/Plößel auf Rang drei war dagegen klein. Outteridge und Jensen, die Olympiasieger von London, lagen lediglich drei Punkte zurück - und nutzten den Patzer der Deutschen am Start kaltschnäuzig aus. Immerhin hielten Heil/Plößel die auf Rang vier lauernden Briten Dylan Fletcher-Scott und Alain Sign auf Distanz. Von den beiden wurden die Deutschen am Start gegen das Startboot gedrängt und kamen daher verspätet weg.

Britische Konkurrenten kentern

Erik Heil und Thomas Plößel

Die Australier zogen vorbei, nach zwei Dritteln des Rennens allerdings profitierten die Deutschen von einem Missgeschick der Briten: Diese kenterten an Tonne vier - Rang drei für Heil/Plößel war gesichert.

Heil dürfte besondere Genugtuung empfunden haben. Der 26-jährige Steuermann war im vergangenen Jahr mit Entzündungen an den Beinen und der Hüfte von einer Testregatta aus Rio zurückgekehrt und musste in einem Berliner Krankenhaus behandelt werden. Der größte Entzündungsherd an seinem rechten Unterschenkel wurde herausgeschabt. Bilder zeigten danach ein tiefes Loch im Bein.

Bilder von Heil gingen um die Welt

Auslöser der Entzündungen war ein multiresistenter Keim, der mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem stark verschmutzen Wasser des Segelgebiets in seinen Körper gelangt war. Heil appellierte danach an die Olympia-Organisatoren, für eine Säuberung der Gewässer in der Guanbara-Bucht zu sorgen - auch im Namen der "einheimischen Fischer. Die Brasilianer baden in einer Bucht, in die Krankenhausabfälle geleitet werden. Das ist schlimm."

Ergebnisse

Segeln, 49er, Männer, Endstand nach 13. Wettfahrt

Gold	NZL	Peter Burling / Blair Tuke
Silber	AUS	Nathan Outteridge / Iain Jensen
Bronze	GER	Erik Heil / Thomas Ploessel
4.	DEN	Jonas Warrer / Christian Peter Lübeck
5.	FRA	Julien D'ortoli / Noe Delpech

Alle Platzierungen

Die schaurigen Bilder seiner entzündeten Beine gingen um die Welt, und das Telefon stand nicht mehr still. Weltmedien wie CNN und BBC verlangten nach Heil, der unfreiwillig zum Sinnbild für die großen Sorgen vor den Olympischen Spielen wurde. Doch vor Beginn der Regatten befreite er sich von allen Sorgen. "Das ist nichts, was speziell in den Kopf rückt", sagte er und konzentrierte sich voll auf die Rennen in dem strömungsstarken Revier - mit Erfolg.

Nach dem Medaillengewinn sprangen sogar beide, die deutsche Fahne in der Hand, mit einem Rückwärtssalto freiwillig hinein in das aufgewühlte Wasser der Guanabara-Bucht. "Das Wasser und ich sind jetzt Freunde geworden", sagte Heil, "es ist aber auch viel sauberer als im letzten Jahr."