Jubel bei den deutschen Fußballfrauen © picture alliance / newscom Foto: Richard Ellis

Fußball

Deutsche Fußball-Frauen am Ziel der Träume

Erstmals Olympiasieger: 20 Jahre nach Aufnahme von Frauenfußball ins olympische Programm haben die DFB-Frauen den Olymp erklommen. Im Finale gegen Schweden musste nur am Ende gezittert werden.

Die deutschen Fußballfrauen sind zum ersten Mal Olympiasieger. Im Finale am Freitagabend gegen Außenseiter Schweden siegte das Team der scheidenden Bundestrainerin Silvia Neid 2:1 (0:0).

"Ein wunderschöner Moment"

Die deutschen Fußballnationalspielerin Dzsenifer Marozsan (M.) im Zweikampf. © DPA Picture Alliance Foto: Soeren Stache

Marozsan (Mitte) ist "stolz auf die Mannschaft".

"Das war das i-Tüpfelchen. Ich bin einfach total happy", freute sich Neid nach dem Spiel im ZDF: "Das war etwas Besonderes. Auch, weil ich wusste, dass es mein letztes Spiel war. Das war echt außergewöhnlich." Auch Matchwinnerin Dzsenifer Marozsan jubelte: "Es ist ein wunderschöner Moment. Ich genieße es einfach. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie stolz ich auf die Mannschaft bin." Die Mittelfeldspielerin von Olympique Lyon, die zur Führung traf und den zweiten Treffer vorbereitete, gestand: "Normalerweise bin ich nie aufgeregt. Aber heute war ich wirklich nervös. Es ist etwas ganz Besonderes, hier in diesem Stadion zu spielen."

Schweden zu Beginn stark

Die Partie im sagenumwobenen Estadio do Maracanã in Rio de Janeiro, wo die deutschen Männer vor zwei Jahren Weltmeister wurden, begann anders als erwartet. Die DFB-Frauen, als große Favoritinnen in die Partie gegangen, taten sich richtig schwer. Schweden, das im Olympia-Halbfinale überraschend Brasilien rausgeworfen hatte, hielt gut dagegen und setzte wie schon im gesamten Turnier auf Überraschungsmomente. Die Skandinavierinnen, die bei der WM im vergangenen Jahr nur bis ins Achtelfinale gekommen waren, standen tief, ließen wenig zu und blieben durch schnelle Gegenstöße stets gefährlich. Chancen hatten die DFB-Frauen dennoch: Dzsenifer Marozsan (18.), Leonie Maier (21./24.) und Anja Mittag (24.) scheiterten aber für den WM-Vierten. So ging es mit einem 0:0 in die Halbzeit.

Marozsan macht den Unterschied

Ein Doppelschlag zu Beginn der zweiten Halbzeit brachte die DFB-Frauen auf die Siegerstraße. Und Marozsan avancierte zur Matchwinnerin: Zunächst traf die im Halbfinale noch mit einer Muskelverhärtung angeschlagene 24-Jährige nach einem schlecht abgewehrten Pass der schwedischen Abwehr mit einem wunderschönen Tor aus 14 Metern ins Dreiangel (48.). Dann setzte sie einen Freistoß an den Pfosten, bei einer Abwehraktion sprang der Ball vom Schienbein der schwedischen Abwehrspielerin Linda Sembrandt ins eigene Tor (61.). Schweden war nun praktisch geschlagen, agierte nervös und unsicher. Ein Fehler in der deutschen Abwehr brachte die Skandinavierinnen aber zurück ins Spiel. Stina Blackstenius setzte sich im Fünf-Meter-Raum gegen Maier durch und traf zum Anschluss (67.). Nun entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Die beste Ausgleichschance vergab Olivia Schough kurz vor dem Ende, alleinstehend aus zehn Metern traf sie den Ball aber nicht richtig (87.). Mit Nachspielzeit mussten die deutschen Frauen danach noch fünf Minuten zittern - dann war der erste Olympiasieg für die Fußballerinnen perfekt.

Neid krönt goldene Karriere - und hört auf

Jubel bei Silvia Neid und den deutschen Fußballfrauen. © dpa picture alliance Foto: Soeren Stache

Neid: "Was gibt es Schöneres?"

Krönender Abschluss einer goldenen Karriere war das Spiel für die 52-jährige DFB-Trainerin Neid, die nach 180 Spielen als Bundestrainerin, elf Jahren im Amt und insgesamt über 30 Jahren in der Nationalmannschaft aufhört. Neid, die einst als Spielerin im Mittelfeld die Fäden zog und seit 2005 als Bundestrainerin unter anderem Weltmeisterin und Doppel-Europameisterin wurde, schrieb die Geschichte des deutschen Frauenfußballs mit wie keine andere und gibt nun das Amt der Bundestrainerin an Steffi Jones ab.

"Was gibt es Schöneres, als sein letztes Spiel im Olympia-Finale in so einem schönen Stadion machen zu dürfen? Das ist das Allergrößte", hatte Neid, die als Spielerin und Trainerin insgesamt 25 große Titel gewann, bereits vor dem Finale gesagt. Im Endspiel feierte sie nun auch noch einen Sieg und gestand im ZDF: "Am meisten vermissen werde ich wohl den Moment, eine Mannschaft auf ein Turnier vorzubereiten, wenn man total zusammenwächst." Künftig wird sie eine neue Scouting-Abteilung für Frauen- und Mädchenfußball übernehmen.

Bronze an Kanada

Die kanadischen Fußballerinnen bejubeln ihren dritten Platz. © Imago/Agencia EFE

Die kanadischen Fußballerinnen besiegten Brasilien 2:1.

Vor dem Finale mit dem deutschen Sieg hatten Brasiliens Frauen die erhoffte Bronzemedaille verpasst. Im "kleinen Finale" gegen Kanada verlor das Team um Starstürmerin Marta 1:2 (0:1). Deanne Rose (25.) und Kanadas Top-Angreiferin Christine Sinclair (52.) in ihrem 250. Länderspiel schossen die Ahornblätter zum Sieg. Der Anschlusstreffer für Brasilien durch Beatriz (79.) kam zu spät. Kanada wurde damit wie bereits 2012 Olympia-Dritter.

Twitter-Reaktionen auf den Sieg der DFB-Frauen

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Dieses Thema im Programm:

Sportschau live, 21.08.2016, 07.00 Uhr

Stand: 20.08.16 00:19 Uhr