Isabell Werth © picture alliance/dpa | Friso Gentsch

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Abflug nach Tokio: Werth betreut Olympia-Pferde über den Wolken

Die ersten Pferde haben in speziell umgebauten Flugzeugen die lange Reise zu den Olympischen Spielen nach Tokio angetreten. Nur wenige ausgewählte Personen dürfen sie begleiten. Isabell Werth ist eine von ihnen.

Der heikelste Teil der Operation Gold begann für die erfolgreichste Reiterin der olympischen Geschichte um kurz nach Mitternacht. Während die meisten Reiter separat in die Olympiastadt fliegen, reist die 51-Jährige aus Rheinberg im Frachtraum des Transportfliegers, in den die vier deutschen Dressurpferde verladen wurden. Um 0.45 Uhr in der Nacht zum Mittwoch (14.7.2021) startete die Maschine mit der wertvollen Fracht pünktlich in Lüttich. "Wir sind praktisch die Stewardessen", sagte die sechsmalige Olympiasiegerin, die gerne auf den Komfort des Linienfliegers verzichtet: "Ich freue mich, dass ich das Vertrauen erhalten habe."

Nur einer pro Team darf mit

Zehn bis elf Personen durften mit den insgesamt 40 Tieren fliegen. "Jeder würde gerne sein Pferd begleiten", sagte der deutsche Pferdesport-Delegationschef Dennis Peiler: "Aber es darf nur einer pro Team mitfliegen."

Isabell Werth schaut beim Verladen aus dem Container. © picture-alliance / dpa | Oliver_Berg

Viel Erfahrung: Isabell Werth schaut 2000 beim Verladen aus dem Container.

Nach einer internen Besprechung sei schnell klar gewesen, dass Werth auch aufgrund ihrer Erfahrung dabei sein würde. Die Seriensiegerin macht diesen Job für die deutsche Equipe und deren wertvollen Pferde seit Jahren. Wie auch bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, wo sie mit dem deutschen Team ihre sechste olympische Goldmedaille gewann. "Wenn ich darf, mache ich es immer, und ich durfte es bis jetzt auch immer", sagte sie.

Ihre Fuchsstute Bella Rose, die Trakehnerstute Dalera, der Wallach Showtime der beiden Mannschafts-Weltmeisterinnen Jessica von Bredow-Werndl und Dorothee Schneider sowie die Holsteiner Stute Annabelle von Ersatzreiterin Helen Langehanenberg betreut sie während des knapp 19-stündigen Fluges nach Tokio mit Zwischenstopp in Dubai, wo für die erfolgreiche Dressurreiterin über den Wolken schon lange vor der ersten Prüfung in Tokio harte Arbeit angesagt ist.

"So luxuriös ist das nicht"

"Wir betreuen die Pferde zwischendurch mit leichten Fütterungen und Wasser", berichtete sie: "Wichtig ist, dass man immer wieder nach dem Rechten sieht und dafür sorgt, dass die Pferde sich so wohl wie möglich fühlen." Werth selbst ist in einem mit der Economy-Klasse vergleichbaren Bereich im vorderen Teil des Fliegers untergebracht, aber "es spielt sich sowieso alles bei den Pferden ab. Bei 18 Stunden wird das eine echte Herausforderung. So luxuriös ist das nicht."

Stressig für die Pferde nur bei Start und Landung

Die meisten der hochklassigen Championatspferde, die im Flieger "praktisch wie in einem Pferdeanhänger ohne Räder, in einem Container stehen" (Werth), sind an das Reisen und an extreme klimatische Bedingungen wie in Tokio gewöhnt.

Abfertigungshalle für die Pferde auf dem Flughafen Lüttich © picture alliance/dpa/CHIO Aachen | Niels Knippertz

Abfertigungshalle für die Pferde auf dem Flughafen Lüttich.

Stressig werde es für die Pferde ohnehin nur bei Start und Landung, so Mannschafts-Tierarzt Jan-Hein Swagemakers, der die Dressur-Equipe auch bei der Quarantäne in der vergangenen Woche in Aachen begleitete: "Die Pferde müssen sich dann selber ausbalancieren. Während des Fluges stehen sie in ihren Containern ruhiger als in einem normalen Pferdetransporter." Die Pferde-Flieger starten und landen daher in einem flacheren Winkel als Passagiermaschinen.

Einzig die Tatsache, dass der 19 Kilometer vom olympischen Reitsportzentrum entfernte Flughafen Haneda, "kaum Erfahrung mit der Abfertigung von Pferden" hat, bereitete Peiler etwas Sorge. Die Reiter wohnen nicht im Olympischen Dorf, sondern in einem Hotel in der Nähe der Anlage. "Weil wir deshalb nicht an den offiziellen Transportservice angebunden sind, haben wir uns mit einheimischen Fahrern eine eigene Infrastruktur und einen eigenen Transportdienst geschaffen", so der Delegationsleiter.

Auch Mistgabeln und Schubkarren im Gepäck

Insgesamt werden fast 10.000 Kilo Material für die Dressur-, Spring- und Vielseitgkeitspferde nach Tokio transportiert, davon allein 2.000 Kilo Futter. Zur Ausrüstung zählen neben Sätteln und Zaumzeug auch Mistgabeln und Schubkarren. Die Vielseitigkeit verlädt ihre Vierbeiner am Montag, die Pferde der Springreiter folgen am Sonntag kommender Woche. Bereiten die Transporte den Reitern Kopfzerbrechen? "Wir wissen, wie professionell das abläuft und dass nichts passieren kann", sagte der Mecklenburger Springreiter André Thieme: "Ich glaube, dass die Pferde gar nicht merken, dass sie fliegen."

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia Tokio 2020 | 23.07.2020 | 09:05 Uhr

Stand: 14.07.21 13:55 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 39 41 33
2. Flagge Volksrepublik China CHN 38 32 18
3. Flagge Japan JPN 27 14 17
4. Flagge Großbritannien GBR 22 21 22
5. Flagge Russisches Olympisches Komitee ROC 20 28 23
6. Flagge Australien AUS 17 7 22
7. Flagge Niederlande NED 10 12 14
8. Flagge Frankreich FRA 10 12 11
9. Flagge Deutschland GER 10 11 16
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