Drei Kinder gucken Olympia im Fernsehen © Frank Busemann

Die Busemann-Kolumne

Frank Busemann in Tokio: Olympia-Stimmung! Oder nicht?

Die Spiele sind eröffnet! Und wer guckt? Ich schon, das geht ja nicht anders, ich kann mich dem Spektakel nicht entziehen. Will ich auch nicht, zu allem Überfluss werde ich auch noch dafür bezahlt, dass ich beim tollsten Sportspektakel der Welt dabei sein darf.

Olympia ist ein Fest. Es ist groß. Es ist laut. Normalerweise. Dieses Mal ist es anders. Müssen diese Spiele unbedingt durchgeprügelt werden? Für Sportler: Ja! Für den Rest: Nein! Für den anderen Rest: Vielleicht. Die japanische Mehrheit der Bevölkerung ist mittlerweile gegen die Durchführung der Spiele. In Deutschland schwappen Stimmen zu mir, die die nicht aufkommen wollende Stimmung monieren. Kein Olympiafeeling. Fast jeder zweite Deutsche interessiert sich für die Olympischen Spiele, dagegen sagen etwas mehr Befragte, dass sie es nicht interessiert. Das Potenzial ist also da.

Viereckige Augen im Hause Busemann

Der langjährige ARD-Korrespondent Uwe Schwering attestiert auch den Japanern eine ausgeprägte Sesselsportlichkeit. Sport wird hier gern geschaut. Bei uns doch auch. Nicht ohne Grund beheimaten wir 80 Millionen Bundestrainer (bei, siehe oben, 40 Millionen Olympia-Interessierten). Also, macht die Glotze an. Das hilft schon mal. Mach(t)en wir zu Hause ja auch. Man kann auch in so ein Spiel finden. Olympia ist, wenn den ganzen Tag der Fernseher läuft und Mama es erlaubt hat. Meine Kinder freuen sich zu Hause auf viereckige Augen, ein Überangebot an Sport und so skurrile Sportarten wie Leichtathletik (die spielen Handball und turnen). Wenn Erwachsene von ihrer olympischen Kindheit erzählen, leuchten noch heute ihre Augen.

Erfahrungen fürs Leben contra Corona-Einschränkungen

ARD-Leichtathletik-Experte Frank Busemann © Thomas Luerweg Foto: Thomas Luerweg

Frank Busemann ist ARD-Leichtathletik-Experte

Für den Sportler ist es erst mal egal, wie die Spiele durchgeführt werden, die sind in Stimmung, aber sowas von. Ein ganzes Sportlerleben haben sie darauf hingearbeitet. Und freuen sich riesig. Sie werden nicht so rumknuddeln wie sonst, aber sie sind zum Sporteln da und nicht zum Schmusen. Wir müssten mal ins Jahr 2060 blicken, zehn Olympiaden weiter, um in Erfahrung bringen zu können, was die Teilnehmer von 2021 ihren Enkeln erzählen. Ich glaube fest daran, dass sie erst von Olympia erzählen, von dem Wettkampf ihres Lebens, von diesem langen, steinigen Weg dahin, in einer unglaublichen und beeindruckenden Metropole, von Begegnungen und Erfahrungen, die das Leben auf ewig bereichern und ja, natürlich werden sie auch von den Umständen erzählen, und die sind nicht gut.

Die sind unterirdisch schlecht. Aber sie werden es irgendwie schaffen und dennoch genießen. Sportler haben diesbezüglich diese schlechte Angewohnheit, sich auf das zu fokussieren, was funktioniert. Und das können wir auch. Es gibt genug Probleme da draußen. Und 16 Tage mitfiebern, anfeuern, staunen, ärgern, jubeln, hoffen, bangen, kreischen, rufen, zelebrieren, klugscheißern, dabei sein, das hat noch keiner Seele geschadet. Olympische Spiele müssen nicht sein, aber jetzt sind sie, und ich freue mich drauf.

Bilder des Tages

Bilder des Tages: Volle Konzentration in der Hitze von Tokio

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Olympia 2020 in Tokio | 22.07.2021 | 09:05 Uhr

Stand: 24.07.21 18:02 Uhr

Medaillenspiegel

Aktueller Medaillenspiegel
Platz Land G S B
1. Flagge USA USA 39 41 33
2. Flagge Volksrepublik China CHN 38 32 18
3. Flagge Japan JPN 27 14 17
4. Flagge Großbritannien GBR 22 21 22
5. Flagge Russisches Olympisches Komitee ROC 20 28 23
6. Flagge Australien AUS 17 7 22
7. Flagge Niederlande NED 10 12 14
8. Flagge Frankreich FRA 10 12 11
9. Flagge Deutschland GER 10 11 16
Stand nach 339 von 339 Entscheidungen.

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