Rudern
Ruder-Drama in Tokio - Frauen-Doppelvierer verpasst sichere Medaille
Der deutsche Doppelvierer der Frauen hat die erste deutsche Olympiamedaille der Ruderer verpasst. Das Quartett lag dabei lange auf Silber-Kurs.
Doch statt auf dem Podest landeten die Medaillenfavoritinnen auf dem fünften Rang. Auf der 2.000-Meter-Strecke in der Tokio Bay leisteten sich Daniela Schultze, Franziska Kampmann, Carlotta Nwajide und Frieda Hämmerling einen schweren Fehler - rund 200 Meter vor dem Ziel verschlugen sich die Deutschen auf Platz zwei liegend und fielen zurück.
Kampmann: "Das ist scheiße"
"Wir sind durch die schwierigen Bedingungen ein bisschen aus dem Tritt gekommen und haben einen Krebs gefangen. Wir sind nicht so schnell wieder ins Rudern gekommen und mussten dadurch den Silberrang abgeben", berichtete Kampmann und ergänzte: "Das ist scheiße, aber das kann ich nicht mehr ändern." Offenbar verhakelte sich ausgerechnet die olympiaerfahrene Cottbusserin Schultze mit ihrem Ruderende im eigenen Trikot und verpasste dem deutschen Boot damit eine Vollbremsung.
Medaillen an China, Polen und Australien
Von dem schweren Patzer des DRV-Bootes profitierten Polen und Australien, die noch vorbeizogen und im Ziel über Silber und Bronze jubelten. Gold gewann Weltmeister und Top-Favorit China in Weltjahresbestzeit von 6:05,13 Minuten.
"Krebs eingefangen" - 1,33 Sekunden fehlen auf Bronze
Dabei zeigte das deutsche Quartett bis zum "eingefangenen Krebs" eine starke Leistung. Bei der 500-Meter-Zwischenzeit lag das Boot mit den Olympia-Debütantinnen Kampmann, Nwajide und Hämmerling mit China gleichauf, bei der 1.000- und 1.500-Meter-Marke hatten sie jeweils rund drei Sekunden Vorsprung auf die drittplatzierten Polinnen. Im Ziel fehlten dann 1,33 Sekunden auf die Medaillen. "Ich kann es nicht in Worte fassen. Ich muss das hier erstmal alles verdauen und Abstand gewinnen. Wir müssen uns damit abfinden, das wird noch ein bisschen dauern", sagte Hämmerling frustriert.
Vor fünf Jahren gab es in der Bootsklasse noch Gold für Deutschland, von der aktuellen Besetzung war in Rio de Janeiro allerdings niemand dabei. Seit der Aufnahme in das olympische Programm 1988 war bislang immer ein deutscher Frauen-Doppelvierer in die Medaillenränge gefahren. Sechsmal gab es Gold.
Leichter Doppelzweier: Deutsches Boot siegt - Norwegen draußen
Ein Drama ereignete sich auch im Halbfinale des leichten Doppelzweiers der Männer, diesmal aber erwischte es nicht die Deutschen. Während das deutsche Boot mit Jonathan Rommelmann und Jason Osborne den Vorlauf in 6:07,33 Minuten gewann, schied Norwegen aus. Bei starkem Wind und hohen Wellen kenterten die Medaillenmitfavoriten Kristoffer Brun und Are Weierholt Strandli auf den letzen 500 Metern.
Doppelzweier: Frankreich überrascht
Am Mittwoch wurden auf dem "Sea Forest Waterway" noch weitere Medaillen vergeben - ohne, dass deutsche Boote beteiligt waren. Im Doppelzweier der Männer gab es mit dem französischen Sieg durch Hugo Boucheron und Matthieu Androdias eine kleine Überraschung. Weltmeiter China wurde hinter den Niederlanden nur Dritter. Im Doppelzweier der Frauen siegte Rumänien. Im Doppelvierer der Männer gewann das niederländische Boot. Im Vierer ohne Steuerfrau und Steuermann feierte Australien einen Doppelsieg.
Hintergrund
Stand: 28.07.21 05:29 Uhr
Medaillenspiegel
Platz | Land | G | S | B |
---|---|---|---|---|
1. | USA | 39 | 41 | 33 |
2. | CHN | 38 | 32 | 18 |
3. | JPN | 27 | 14 | 17 |
4. | GBR | 22 | 21 | 22 |
5. | ROC | 20 | 28 | 23 |
6. | AUS | 17 | 7 | 22 |
7. | NED | 10 | 12 | 14 |
8. | FRA | 10 | 12 | 11 |
9. | GER | 10 | 11 | 16 |
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