Parakanu

Kanu: Edina Müller paddelt zu Paralympics-Gold - Laberer holt Bronze

Der letzte Wettkampftag bei den Parakanuten ist aus deutscher Sicht ein erfolgreicher geworden. Nach Silber bei der Parakanu-Premiere in Rio 2016 krönte sich Edina Müller am Samstag (04.09.2021) nun zur Paralympics-Siegerin. Auch Felicias Laberer durfte sich bei ihren ersten Paralympischen Spielen über eine Medaille freuen. Anja Adler wurde in ihrer Klasse Vierte.

Müller hatte im Vorlauf der Klasse KL1 mit einer paralympischen Bestzeit geglänzt und sich direkt einen Platz im Finale gesichert. Dort übernahm die Hamburgerin bereits nach wenigen Metern die Führung, sah sich aber harter Gegenwehr der Ukrainerin Maryna Maschula ausgesetzt. Im Schlusssprint war die sie jedoch nicht zu schlagen und verbesserte ihre eigene Bestmarke aus dem Vorlauf um über zwei Sekunden auf 53,958 Sekunden. Maschula holte Silber, Bronze ging an die Chilenin Katherinne Wollermann.

Ergebnisse

Parakanu, Para-Kajak-Einer, KL1, 200m, Frauen, Finale

Gold Flagge Deutschland GER Edina Müller
Silber Flagge Ukraine UKR Maryna Maschula
Bronze Flagge Chile CHI Katherinne Wollermann
4. Flagge Italien ITA Eleonora de Paolis
5. Flagge Volksrepublik China CHN Maosan Xie

Freude erst nach der offiziellen Bestätigung

"Heute hat alles gepasst. Ich bin vom Start gut weggekommen und habe das Rennen durchgezogen. Ich sehe selten, was um mich herum ist, weil ich so im Tunnel bin. Aber heute habe ich gemerkt, dass ich Erste bin. Trotzdem habe ich gewartet, bis es auf dem Monitor stand, bevor ich mich gefreut habe", erklärte die 38-Jährige.

Müller gewinnt Gold in zwei Sportarten

Damit hat es Müller ihrer Kollegin Annika Zeyen nachgemacht und in einer zweiten Sportart Gold bei den Paralympischen Spielen gewonnen. Gemeinsam mit der Bonnerin triumphierte sie 2012 in London im Rollstuhlbasketball. Zeyen holte nach ihrem Sportart-Wechsel in Tokio den Titel im Handbike.

"Es ist wirklich unbeschreiblich!" Edina Müller über ihren Paralympics-Sieg

Müller hat als einzige deutsche Athletin Nachwuchs mit in Japan, ihren zweijährigen Sohn Liam. Deshalb musste die querschnittsgelähmte Kanutin in Coronazeiten außerhalb des paralympischen Dorfs in einem Hotel wohnen und damit Extraanstrengungen auf sich nehmen. "Die Bedingungen für uns waren wirklich nicht perfekt, das wäre besser gegangen. Aber wir haben uns irgendwie organisiert und es geschafft, dass ich 100 Prozent geben kann", beschrieb sie die Situation. Vor der Anreise nach Tokio hatte sie lange Zeit darum kämpfen müssen, ihren Sohn überhaupt mitnehmen zu dürfen.

Laberer mit Medaille bei ihrer Premiere

Auch für Felicia Laberer hätten ihre ersten Paralympics kaum besser laufen können. Sie wurde im Finale der Klasse KL3 starke Dritte und darf sich so über eine Bronze-Medaille freuen. Schon in der Vorschlussrunde zeigte sie, wie stark sie drauf war. Nach einem perfekten Start ließ sich die Paralympics-Debütantin nicht mehr von der Spitze verdrängen und siegte in 51,049 Sekunden. Auch im Endlauf hielt sie gut mit, nur Laura Sugar aus Großbritannien und die Französin Nelia Barbosa waren schneller unterwegs.

"Fantastisch, ich bin sprachlos", sagte die 20 Jahre alte Berlinerin nach dem Rennen: "Wir sind eh die Partyeinheit. Heute Abend wird es richtig abgehen."

Adler knapp an den Top 3 vorbei

Anja Adler, die in ihrer Klasse KL2 in diesem Jahr den EM-Titel holte, hat hingegen einen Platz auf dem Podium verpasst. Als Erste ihres Halbfinals zog sie in den Endlauf ein, musste sich dort jedoch den favorisierten Britinnen Charlotte Henshaw und Emma Wiggs sowie Katalin Varga aus Ungarn geschlagen geben. Mit anderthalb Sekunden Rückstand auf die Medaillenränge kam sie als Vierte ins Ziel (54,155 Sek.). Die Hallenserin ist seit einem Sturz in eine 15 Meter tiefe Grube in einem stillgelegten Bergwerk im Rahmen ihrer Doktorarbeit in Geologie inkomplett querschnittgelähmt.

Nach dem Halbfinal-Sieg habe sie "schon ein bisschen das Träumen angefangen", sagte die 32-Jährige: "Ich bin dann auch das beste Rennen der Saison gefahren. Dass es nur Platz vier ist, ist schade. Aber mit ein bisschen Abstand wird vielleicht die Freude überwiegen." In Paris 2024 werde sie auf jeden Fall an den Start gehen: "Ich habe ja jetzt noch eine Rechnung offen."

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Sportschau | Paralympics Tokio 2020 | 04.09.2021 | 09:00 Uhr

Stand: 04.09.21 04:38 Uhr